Um was geht es?
Sich mit Malerkolleginnen und – kollegen jedes Jahr in einem anderen oberfränkischen Ort zu treffen, sich mit diesem Ort gedanklich auseinander zu setzen, sich mit seiner Geschichte, mit seinen Menschen, seiner Kultur und seiner Wirtschaft zu befassen und dabei während einiger Tage konzentriert eine ansehnliche Reihe von Gemälden - ausschließlich von diesem Ort - entstehen zu lassen, das war die Idee der Bayreuther Malerin Christel Gollner schon seit vielen Jahren.
Es war nicht leicht, diese Idee in die Tat umzusetzen, weil es Ähnliches zuvor noch nicht gegeben hatte. Inzwischen sind die Oberfränkischen Malertage zu einer festen Institution genau nach den Vorstellungen der Gründerin und Organisatorin geworden. Es ist bereits Tradition, dass die Oberfränkischen Malertage aus zwei wesentlichen Teilen bestehen:
Teil I:
Die Arbeitstage:
Etwa Mitte bis Ende Mai eines jeden Jahres treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem Donnerstag zu einer ausführlichen Stadtführung, und danach beginnt die eigentliche Arbeit, der viertägige Workshop ( Eine Halle oder Schule o.ä. sollten von der Stadt als Anlaufstelle und Arbeitsort zur Verfügung gestellt werden). In allen Straßen, Gassen und Gebäuden, in der Innenstadt und in Außenbereichen, auch in der zentralen Anlaufstelle, wird gezeichnet und gemalt. Die ganze Stadt ist Atelier! Jedermann kann zuschauen! Wie aber der einzelne Künstler letztendlich das Thema umsetzt, bleibt ihm überlassen, aber es muss mit der betreffenden Stadt ausschließlich zu tun haben. Spannend ist es dann jedes mal wieder, welche Vielfalt von Bildern dabei heraus kommt.
Wenn dann die entstandenen Werke endgültig fertiggestellt sind, folgt etwa zwei bis drei Wochen später, also zumeist im Juni,
Teil II:
Die Ausstellung:
Mit Grußworten des Regierungs- oder des Bezirkstagspräsidenten und des örtlichen Bürgermeisters und mit einem speziellen Festvortrag wird die große, etwa vier Wochen dauernde Ausstellung unter Musikklängen feierlich eröffnet. Je nach verfügbaren Raumkapazitäten werden dabei die 50 bis 80 eindrucksvollsten Gemälde präsentiert, die restlichen werden in Mappen und Ständern der Öffentlichkeit nicht vorenthalten.
Nicht nur für Christel Gollner selbst, sondern vor allem für ihre Künstlerkolleginnen und -kollegen, ist solch ein jährliches Treffen von unersetzlichem Wert!
Alle freuen sich schon Monate vorher auf den Gedankenaustausch der gemeinsamen Arbeitstage voller Harmonie. Von Mal zu Mal melden sich mehr Interessenten; vor allem sollen ja auch örtliche Künstlerinnen und Künstler mit in das spannende Geschehen in ihrer Stadt eingebunden werden. Aber nur höchstens 15 bis 20 insgesamt können jährlich Berücksichtigung finden.
Nach anstrengender Arbeit trifft man sich jeweils zum gemütlichen Tagesausklang. Ein Abend ist für eine Einladung der kunstschaffenden Gäste durch das Stadtoberhaupt zu einem gemeinsamen Essen vorgesehen. Die anderen Tage enden mit einem Grillabend und bunten Gesprächsrunden der Teilnehmer; es gesellen sich zumeist Kommunalpolitiker, Wirtschaftsfunktionäre und andere interessierte Bürger hinzu, weil sie erkennen, dass ein solcher Event auch für ihre Kommune von unschätzbarem Wert ist. Ihnen wird bewusst, dass wohl nie zuvor so viele Gemälde unterschiedlichster Art und Technik innerhalb weniger Tage von ihrer Stadt entstanden sind. Workshop und Ausstellung ziehen nicht nur die eigene Bevölkerung in ihren Bann; auch Touristen und Kunstfreunde aus Nachbargemeinden interessieren sich plötzlich für die Live-Kunst aus erster Hand.
Die günstigsten Voraussetzungen für einen problemlosen, erfolgversprechenden Start bot der Markt Weidenberg, weil Christel Gollner einerseits zur Künstlergruppe „Galerie Bahnhof Weidenberg“ engen persönlichen Kontakt hatte und andererseits sich die Räumlichkeiten der Bahnhofsgalerie gleichermaßen als Anlaufstelle für’s gemeinsame Arbeiten und zur späteren Präsentation der fertigen Werke eignete. Zudem zeigte sich Bürgermeister Wolfgang Fünfstück sehr aufgeschlossen gegenüber diesem völlig neuen Vorhaben in seiner Marktgemeinde. Somit konnte im Frühjahr 1998 das Experiment mit den „1. Oberfränkischen Malertagen“ beginnen.
Der Grundidee entsprechend, hat Christel Gollner bisher stets erreicht, dass ihre Kolleginnen und Kollegen aus nah und fern ungezwungen, ohne finanzielle Belastung die Oberfränkischen Malertage erleben, genießen und mitgestalten können, nicht zuletzt deshalb, weil es ihr jedes Jahr gelingt, eine kleine Anzahl von wohlgesonnenen Sponsoren für ihr Vorhaben zu gewinnen.
Die Vorstandschaft des Vereins „Oberfränkische Malertage e.V.“ macht jedes Jahr Vorschläge und bestimmt letztendlich, welche Malerinnen und Maler eingeladen werden. Pro Jahr sollen nicht mehr als 25 teilnehmen. Weil zum „alten“ Stamm stets Neue hinzukommen, - insbesondere aus der gastgebenden Stadt werden Bewerber berücksichtigt - , müssen jeweils einige aussetzen, so dass sich immer eine interessante „neue Mischung“ ergibt.